D 412

Frieda Schulze hatte seit Kriegsende in der Bernauer Straße 29 gewohnt. Nach dem Mauerbau musste sie Ende August von ihrer Wohnung im Erdgeschoss in den ersten Stock umziehen. Als am 24. September 1961 die massenweise Zwangsumsiedlung begann, floh die 77-jährige Witwe. Die Feuerwehr spannte ein Sprungtuch unter dem Fenster auf, in das Frieda Schulze zunächst ihre Katze und kleinere Habseligkeiten warf. Dann kletterte sie auf den Fenstersims, traute sich aber nicht zu springen. West-Berliner Jugendliche kletterten an der Fassade hoch und versuchten ihr zu helfen. Inzwischen hatten Ost-Berliner Polizisten die Wohnung aufgebrochen und wollten sie zurück in die Wohnung ziehen. Andere warfen Tränengasbomben nach der West-Berliner Feuerwehr. Schließlich fiel Frieda Schulze in das Sprungtuch.