Fenster des Gedenkens
Jörgen Schmidtchen – Im Dienst erschossen
In der Nacht zum 18. April 1962 war der Gefreite Jörgen Schmidtchen mit dem Soldaten R. in Potsdam-Babelsberg am so genannten „Standort Gleisdreieck“ eingesetzt. Auf dem stillgelegten S-Bahngelände an der Grenze zur West-Berliner Siedlung Kohlhasenbrück. Die beiden Posten wurden darüber informiert, dass nach zwei NVA-Angehörigen gefahndet werde. Sie seien aus einer Offiziersschule verschwunden und bewaffnet. Als der Postenführer Schmidtchen und sein Posten R. Geräusche hörten, brachten sie diese nicht mit der Meldung in Zusammenhang. Sie gingen aus dem ehemaligen Bahnwärterhäuschen hinaus und trafen dort auf zwei Uniformierte. Schmidtchen hatte wohl geglaubt, es handle sich um eine Kontrollstreife. Der Posten R. berichtete später, Schmidtchen sei arglos auf die beiden Männer zugelaufen und habe sie angesprochen. Dann seien plötzlich Schüsse gefallen. Sie stammten, wie sich später herausstellte, aus der Waffe des 19-jährigen Offiziersschülers Peter Böhme. Böhme wollte zusammen mit seinem Kameraden Wolfgang G. nach West-Berlin flüchten. Jörgen Schmidtchen war vermutlich sofort tot. Der Posten R. erwiderte das Feuer und es kam zu einem heftigen Schusswechsel, bei dem auch Peter Böhme tödlich getroffen wurde. Wolfgang G. blieb unverletzt und konnte nach West-Berlin entkommen. Er wurde anderntags in der Presse mit folgenden Worten zitiert: „Es war schrecklich. Aber es gab für uns keine andere Entscheidung. Wir oder sie.“
Der Kommandeur der 2. Grenzbrigade, der Schmidtchen angehörte, gelangte in seinem Untersuchungsbericht zu der Schlussfolgerung, Schmidtchen habe sich zu unvorsichtig verhalten. Nach außen ließ die militärische Führung jedoch kein kritisches Wort über ihn verlauten. Er wurde posthum zum Unteroffizier befördert, seine Eltern erhielten eine einmalige Unterstützung in Höhe von 500 Mark. Die DDR benannte sogar Straßen und Schulen nach Jörgen Schmidtchen.